Willkommen zur Kar- und Osterwoche 2022

Hier finden Sie unsere Gottesdienste

Wir laden Sie herzlich ein, die Heiligen Tage gemeinsam zu feiern. Gemeinsam?

„Für meinen Glauben brauche ich die Kirche nicht!“, so äußerte sich ein Mann mittleren Alters in einem meiner letzten Kondolenzgespräche. So empfinden es immer mehr Menschen, die ehemals eine intensive Beziehung zu ihrer Gemeinde hatten. In den zahlreichen Gruppierungen wie Chöre, Schützen, Frauengemeinschaften, in einer besonderen Aufgabe als Lektor oder Kommunionhelfer oder im Einsatz für die Gemeinde als Pfarrgemeinderäte oder Kirchenvorstände fanden viele von Ihnen eine Heimat. Sie fanden vor allem Gleichgesinnte, die mit Ihnen gemeinsam Kirche vor Ort sind. Der Lockdown, die Masken, die Abstands- und Hygieneregeln und vieles mehr haben uns in den letzten beiden Jahren schmerzlich vor Augen geführt, wie sehr wir echte Gemeinschaft miteinander ersehnen.

Die Kirche bietet uns das ganze Jahr über immer wieder Chancen an, die Gemeinschaft neu zu suchen und zu finden. Besonders spürbar wird dies zum Höhepunkt des Jahres, „dem Heiligen Osterfest“, wie es im Exultet (Osterlob) besungen wird. Denn der Höhepunkt der Osterliturgie ist die feierliche und gemeinschaftliche Vergewisserung, dass wir das Gleiche glauben.

Zum Ende der Fastenzeit, die eine Zeit der tiefen innerlichen Besinnung ist, beginnt am Palmsonntag die Karwoche mit der Versammlung vor der Kirche und der Segnung der Palmzweige (Titelblatt Bild 1 von links). Gemeinsam ziehen wir dann in einer Prozession in die Kirche und hören die Passion Christi. Die gesegneten Palmzweige nehmen wir mit nach Hause und schmücken dort unsere Kreuze. So erinnern wir uns das ganze Jahr daran, dass wir nicht die Einzigen sind, die an Jesus glauben. Ihm rufen wir innerlich täglich zu: „Hosianna! Hochgelobt sei der da kommt im Namen des Herrn!“

Am Gründonnerstag betreten wir miteinander in der Kirche geistig den Abendmahlsaal in Jerusalem. Mit Jesus und seinen Jünger sitzen wir mit ihm am Tisch, als er für uns das Brot bricht, uns den Kelch reicht mit den Worten: „Das ist mein Leib, der für Euch hingegeben wird. Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut. Sooft ihr dieses Brot esst und diesen Kelch trinkt, tut es zum Gedenken an mich. (1 Kor 11,25-25)“ (Titelblatt Bild 2 v. l. Kelch und Hostienschale mit Stacheldraht aus St. Maximilian Kolbe). Jesus verbindet uns nicht nur zu einer Gemeinschaft, die das Gleiche glaubt, sondern darüber hinaus zu einem gemeinsamen lebendigen Organismus mit ihm als Haupt, wie es  Paulus im Kolosserbrief beschreibt (Kol 1,18 „Er ist das Haupt, der Leib aber ist die Kirche.“)

„Früher war hier soviel los, heute ist davon nichts mehr zu spüren“ – so trauern viele über ihre Kirchengemeinde. Unter dem Kreuz Jesu, dass wir am Karfreitag gemeinsam in der Karfreitagsliturgie verehren, spüren wir, dass wir nur wenige sind, die dem Herrn im Leiden bis zum Kreuz gefolgt sind. Aber auch wenn unsere Kirchen leerer sind, sind wir nicht allein. Wir verbinden uns mit allen, die wie Jesus leiden, ausgestoßen sind und im Sterben liegen. Gerade in den schweren Zeiten ist es wichtig, näher zu rücken und einander menschliche Nähe zu schenken, denn Gemeinschaft macht stark. Auf dem Titelblatt Bild 3 von links sehen wir den Leichnam Jesu auf dem Schoß der Gottesmutter, dieses Bild aus der romanischen Kirche St. Michael in Zündorf schenkt vielen Trauernden Trost, so dass sie in der Trauer nicht allein sind.

„Frohlocket!“, ruft uns die Osternacht zu und entzündet Lichter der Freude und wir singen begeistert das Halleluja, der Tod ist überwunden, denn Christus ist wahrhaft auferstanden (Titelblatt Bild 4 v. l., triumphierender Jesus in St. Josef, Porz-Mitte). Das Wunder tritt wirklich ein und unsere Hoffnung ist begründet: Jesus Christus wird mit uns durch unseren persönlichen Tod gehen und auch uns zur Auferstehung rufen. Miteinander erleben wir die Osternacht als den Höhepunkt des Jahres und wir sollen es miteinander genießen. Ja, genießen wir, dass wir zusammen sind. Teilen wir miteinander, dass wir im Glauben nicht allein sind und dass wir gemeinsam auf Jesus Christus hoffen.


Ich wünsche Ihnen frohe und gesegnete Kar- und Ostertage
Ihr Diakon Matthias Gill